Reisebericht Projektreise Jänner 2025
Meine Erfahrung als Optikerin beim Brillenprojekt in Nigeria
Im Januar 2025 hatte ich zum zweiten Mal die Gelegenheit, mit der Organisation One Heart Umunohu nach Nigeria zu reisen und am Brillenprojekt teilzunehmen. Dieser Einsatz war für mich nicht nur eine fachliche Herausforderung als Optikerin, sondern auch eine tief bewegende menschliche Erfahrung.
Die Anreise
Unsere Anreise nach Nigeria verlief reibungslos und war gut organisiert. Mit jeweils zwei großen Gepäckstücken, in denen die gespendeten Brillen sicher verstaut waren, traten wir den etwa zehnstündigen Flug an. Am Flughafen wurden wir empfangen und zur Unterkunft für die erste Nacht gebracht. Das Hotel bot eine willkommene Gelegenheit, sich etwas zu erholen, bevor es am nächsten Morgen weiterging. Nach einer dreistündigen Fahrt erreichten wir schließlich den Ort, in dem sich das Madonna Austrian Hospital befindet und wo unser Einsatz stattfinden sollte. Trotz der fremden Umgebung fühlte ich mich zu jeder Zeit sicher. Die Menschen vor Ort begegneten uns freundlich, und zusätzlich wurden wir von einer Security begleitet, die für ein rundum gutes Gefühl sorgte.
Die Arbeit als Optikerin – Sehen als Geschenk
Unsere Hauptaufgabe bestand darin, Menschen, die oft seit Jahren oder sogar ihr ganzes Leben lang unter Sehproblemen litten, zu helfen. Viele von ihnen hatten noch nie eine Brille getragen oder konnten sich eine solche nicht leisten. Schon am ersten Tag unseres Einsatzes wurde mir bewusst, wie groß der Bedarf war. Hunderte Menschen warteten geduldig darauf, untersucht zu werden.
Die Untersuchungen fanden in einer behelfsmäßigen, aber organisierten Krankenhaus statt. Gemeinsam mit meinem Team führte ich Sehtests durch, bestimmte die notwendigen Korrekturwerte und freiwillige Helfer suchten in unserer Sammlung gespendeter Brillen nach passenden Modellen. Wenn keine geeignete Brille dabei war, konnten wir in der Werkstatt vor Ort individuelle Brillen anfertigen. Es war unglaublich erfüllend zu sehen, wie sich die Gesichter der Menschen aufhellten, sobald sie endlich wieder klar sehen konnten..
Die Menschen und ihre Herzlichkeit
Was mich bei diesem Einsatz besonders berührte, war die unglaubliche Freundlichkeit und Dankbarkeit der Menschen obwohl die Wartezeit für die Sehtests oft Stunden dauern kann. Trotz der oft schwierigen Lebensbedingungen begegneten sie uns mit einem Lächeln und offenen Herzen. Die Kinder waren besonders neugierig und verfolgten unsere Arbeit mit großem Interesse. Oft standen sie um uns herum, lachten, scherzten und wollten alles über uns wissen.
Ein besonderes Wiedersehen – Meine Patenkinder
Ein ganz besonderes Highlight dieses Einsatzes war das Wiedersehen mit meinen Patenkindern für welche ich eine Schulpatenschaft übernommen habe. Ich hatte sie bereits bei meinem ersten Besuch kennengelernt und war voller Vorfreude darauf, sie wiederzusehen. Als sie mich erblickten, rannten sie auf mich zu und umarmten mich
stürmisch. Es war ein unglaublich schönes Gefühl zu sehen, wie sie gewachsen waren und sich weiterentwickelt hatten.
Sie erzählten mir stolz von ihren Fortschritten in der Schule und ihren Träumen für die Zukunft. Zu sehen, welchen Unterschied meine Unterstützung für sie macht, war für mich eine große Bestätigung, dass meine Entscheidung, eine Patenschaft zu übernehmen, genau die richtige war.
Fazit – Ein Einsatz, der das Herz berührt
Diese Reise nach Nigeria war für mich mehr als nur ein beruflicher Einsatz – sie war eine Erfahrung, die mein Herz und meine Sicht auf die Welt nachhaltig geprägt hat. Die Arbeit als Optikerin in einem Land, in dem viele Menschen keinen Zugang zu augenärztlicher Versorgung haben, hat mir gezeigt, wie wertvoll unser Wissen und unsere Möglichkeiten sind. Doch noch wichtiger war die Begegnung mit den Menschen, ihre Herzlichkeit und Dankbarkeit.
Auch wenn wir die Flüge sowie das Kostengeld für die Unterkunft selbst tragen, ist es jeden Cent wert. Die Erlebnisse, die wir vor Ort sammeln, die strahlenden Gesichter der Menschen, denen wir helfen können, und das Wissen, wirklich etwas zu bewirken, sind unbezahlbar.
Ich bin zutiefst dankbar, Teil dieses Projekts zu sein und hoffe, auch in Zukunft wieder nach Nigeria reisen zu können. Denn diese Arbeit macht nicht nur einen Unterschied im Leben der Menschen vor Ort – sie verändert auch mich.
Erfahrungsbericht von Frau Cornelia Mohoritsch