Reisebericht Nigeria August 2024
Ich bin in meinem Leben schon viel gereist, aber für Afrika hatte sich bisher noch keine passende Gelegenheit ergeben. Seit nunmehr über einem Jahr arbeite ich in Pfr. Emekas Verein „One Heart Umunohu“ mit. Neben den vielen positiven Erlebnissen, die die Mitarbeit in diesem Projekt mit sich bringt, erfüllte sich heuer auch endlich mein Traum, mit weltoffenen und engagierten Menschen nach Afrika zu reisen. Vom 23. Juli bis 4. August 2024 durfte ich im Rahmen der von Pfr. Emeka jedes Jahr perfekt organisierten Kulturreise mit 16 weiteren Reiseteilnehmerinnen und Reiseteilnehmern die Projekte in Emekas Heimat besuchen.
Schon bei der Ankunft am Flughafen in Port Harcourt konnten wir bewundern, wie gewandt und mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut Pfr. Emeka nach langen Verhandlungen mit den Zollbeamten durchsetzte, dass wir die mitgebrachten Kartons mit Geschenken für die Patenkinder mitnehmen durften. Zur Sicherheit unserer Reisegruppe wurden wir bereits am Flughafen von einer Gruppe freundlicher Polizisten in Empfang genommen, die uns während des gesamten Aufenthaltes in Nigeria begleiteten. Nach Erledigung der Einreiseformalitäten stand bereits ein Reisebus der „Emeakaroha Foundation“ bereit, mit dem wir zum Hotel in Port Harcourt gebracht wurden.
Am nächsten Tag ging es nach einem guten Frühstück weiter in Richtung Umunohu, Emekas Heimatdorf. Überraschte uns nach den ersten Kilometern die relativ gute Autobahn, mussten wir bald feststellen, dass gleich nach der Abzweigung in die Dörfer die Straßen immer schlechter wurden bzw. aufgrund der Regenzeit überhaupt nur mehr holprige Sandpisten vorhanden waren. Man konnte sich gleich einen Eindruck davon machen, wie mühsam es für die Menschen in den Dörfern sein muss von A nach B zu kommen. Entsprechend beschwerlich und oft sogar unmöglich ist es für die Kinder, in die Schule und wieder zurück zu kommen.
Nach ca. 3 Stunden Busfahrt erreichten wir Umunohu, wo wir von Pfr. Emekas Familie überaus herzlich in Empfang genommen wurden. Am Abend wurde uns ein von den Köchinnen des Hauses liebevoll zubereitetes und überaus köstliches afrikanisches Abendessen serviert. Danach erfolgte die offizielle Begrüßung durch Pfr. Emekas Vater, der auch der Häuptling von Umunohu ist, und jedem Reiseteilnehmer wurde als Begrüßungsgeschenk ein Stoffpaket mit wunderschönen bunt bedruckten afrikanischen Motiven überreicht.
Die folgenden Tage waren geprägt von unvergesslichen Eindrücken und Einblicken in das Dorfleben und die Kultur der umliegenden Dörfer, die wir – teilweise zu Fuß – mit Pfr. Emeka besuchten. Wir wurden überall mit offenen Armen empfangen und die Freude und Dankbarkeit der Menschen über die Hilfsbereitschaft der Österreicherinnen und Österreicher war überwältigend.
Wirklich beeindruckend waren aber der Besuch der laufenden Projekte wie die „Emeakaroha Foundation School“, das „Madonna Austrian Hospital Ihitte“ sowie die Fortschritte bei der Errichtung des Schwesternheims und der Versammlungshalle für die Dorffrauen. Überall wird fleißig gebaut, zumeist mit ganz einfachen Mitteln und vieler Menschen Hände.
Die künstlerischen Darbietungen der Schülerinnen und Schüler beim Schulabschlussfest in der „Emeakaroha Foundation School“ und die Freude und Begeisterung der Kinder bei den von unserer Reisegruppe organisierten Workshops waren überwältigend.
Der überaus herzliche Empfang unserer Gruppe beim Besuch des „Madonna Austrian Hospitals Ihitte“ wurde begleitet von traditionellen afrikanischen Tänzen, einstudiert und dargeboten von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Krankenhauses. Das „Madonna Austrian Hospital Ihitte“ ist ein kleines, feines Spital, dessen Errichtung und laufender Betrieb – so wie die „Emeakaroha Foundation School“- über Pfr. Emekas Verein mit Spendengeldern finanziert wurde und wird. Es ist wirklich beeindruckend, wie unter schwierigsten Bedingungen der Krankenhausbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Das Spital ist für die Menschen aus den umliegenden Dörfern oft lebensrettend, es ist Tag und Nacht in Betrieb und es können auch kleinere Operationen durchgeführt werden. Im „MAHI“ wird jeder behandelt, unabhängig von der Stammeszugehörigkeit oder der religiösen Orientierung. Kleinere Beschwerden werden noch immer vom Medizinmann behandelt, dessen Naturheilmethoden eine willkommene Ergänzung zur schulmedizinischen Versorgung und eine Entlastung für das Spital sind. Mit Pfr. Emeka durften wir auch den Medizinmann besuchen, der uns bereitwillig Einblicke in die Geheimnisse seiner traditionellen afrikanischen Naturheilkunde vermittelte.
Ein weiteres Highlight im Rahmen dieser Reise war der Besuch eines afrikanischen Gottesdienstes in der Nachbargemeinde. Unglaublich wie bunt und lebhaft ein solcher Gottesdienst gestaltet wird und mit wieviel Freude und Begeisterung die Menschen mitfeiern.
Ein tolles Erlebnis war auch der Besuch von Pfr. Emekas Fußballakademie. Spontan wurde vom Trainer unter Mitwirkung unserer männlichen Reiseteilnehmer ein Match angepfiffen und der Jubel war unbeschreiblich, als „die Weißen“ unter extremstem Körpereinsatz ein Tor schossen.
Der wirkliche Höhepunkt der Reise war für mich aber die Begegnung mit meinen Patenkindern Kamsi, einem 8-jährigen Buben, und Stephen, einem 18-jährigen Lehrling. Die Freude über das Kennenlernen und die Begeisterung der beiden, als sie mit glänzenden Augen die mitgebrachten Geschenke auspackten, kann ich nicht mit Worten beschreiben. Solch berührende Momente muss man wirklich selbst erleben.
Die Geschenkestraße, die jedes Jahr anlässlich des Besuchs der Österreicher im Hof der Familie Emeakaroha aufgebaut wird, ist der absolute Anziehungspunkt für die Kinder aus den umliegenden Dörfern. So erhalten auch Kinder, die keine Pateneltern haben, jedes Jahr kleine Geschenke und die Freude und Dankbarkeit darüber ist überwältigend.
Überall, wo Emeka mit uns „Weißen“ auftauchte, wurden wir mit Begeisterung empfangen und die Freude und Dankbarkeit über die Unterstützung der Menschen in Emekas Heimat ist überall spürbar. Ich konnte mich vor Ort davon überzeugen, dass Pfr. Emekas Projekte wohl durchdacht, nachhaltig und eine wirkliche Hilfe zur Selbsthilfe sind und die Unterstützung durch die Pateneltern und die Spenden ohne Umwege direkt vor Ort ankommen und bestmöglich eingesetzt werden. Dank der ehrenamtlichen Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter hier in Österreich und der tatkräftigen Unterstützung durch das Team der „Emeakaroha Foundation“ und durch Emekas Familie in Nigeria ist die Fortführung und der Ausbau dieser Projekte weiterhin garantiert.
Für mich war es eine tolle und sehr lehrreiche Reise und ganz sicher nicht die letzte nach Umunohu.
20. Oktober 2024 Eveline Böck-Rauch