Ostern in Nigeria ist ein besonderes Fest – eines der großen kirchlichen Feste, das von den Christen und Christinnen bewusst mitgefeiert wird.
Nigeria ist ein Land, das nicht nur von ausländischen Kolonialmächten, sondern inzwischen auch von eigenen Leuten (Diktatoren) ausgebeutet wurde. Die Folgen dieser Ungerechtigkeit sind das große Elend und die Armut, die das Land beherrschen. Die soziale Lage ist nahezu katastrophal, und eine gute medizinische Versorgung ist nur ein Privileg der reichen Leute.
Nigeria kann mit jenem Mann verglichen werden, der von Jerusalem hinab nach Jericho ging. Er fiel Räubern in die Hände, die ihn ausplünderten, ihn niederschlugen, dann weggingen und ihn halbtot liegen ließen (vgl. Lk 10,30-37). Nigeria ist ein Land, in dem zahllose Menschen – Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche – gleichsam am Straßenrand liegen, krank, verwundet, ohnmächtig, an den Rand geschoben und verlassen.
Angesichts dieser Zustände bekommt das Osterfest eine besondere Bedeutung für die Menschen in Nigeria. Jesus als der, der gelitten hat und gekreuzigt worden ist, wird auch unser Leid sehr gut verstehen. Besonders in der Fastenzeit erfahren wir, dass unser Leiden, das Elend und die Ungerechtigkeit, die wir erfahren haben, in das Leiden Jesu mit hineingenommen worden sind. Dadurch wird alles anders, allesbekommt eine andere Bedeutung und das Leiden (in Christus) wird erträglicher. DerPalmsonntag wird sehr groß in Nigeria gefeiert. Die Heilige Messe dauert rund 4 Stundenund der Höhepunkt ist die Prozession, wo die Menschen mit „richtigen“ Palmenzweigenmarschieren. Es wird rhythmisch gesungen und getanzt, die normale Strecke ist etwa3 Kilometer. Die Karwoche wird in Nigeria als eine Zeit gesehen, in der das Geheimnisunseres Glaubens kundgetan wird.
Die Liturgie des Gründonnerstags, Karfreitags undKarsamstags wird immer sehr gut gestaltet. Der Höhepunkt in der Karwoche istimmer die Osternachtsfeier.Traditionellerweise fängt die Feier mit dem Osterfeuer amKirchenplatz an. Das große Feuer vor der Kirche wirkt sehr stark auf die Leute, da es invielen Dörfern keinen elektrischen Strom gibt. Christus als das Licht der Welt wird daherbesser verstanden. Jesus ist das Osterlicht, das auch unser Leben hell und heil machenwill. Das ist uns in Nigeria am Ostertag immer ausdrücklich zugesagt – uns, die wir immerwieder vor den Gräbern unserer Enttäuschungen, unserer Armut, unserer Leiden, unsererHoffnungslosigkeiten stehen. In solchen Momenten und Situationen sagt uns dieOsterbotschaft: Da ist Jesus, das Licht der Welt, der Auferstandene, der vom Vater geliebtist und aus der Kraft der Liebe für uns das alles schon durchlebt und durchgestanden hat.Er ist immer für uns alle da!