Von unserer Freundin Margit Bauer motiviert, ist in uns im Herbst 2022 die Idee gereift, im Rahmen einer Kulturreise mit Emeka nach Nigeria zu fliegen.Wir kannten Emeka nur flüchtig und waren zunächst noch unsicher, ob wir diese Reise wagen könnten. Jetzt können wir sagen, dass diese Erfahrung unsere Sicht auf viele Dinge des Lebens relativiert und positiv verändert hat. Vielen herzlichen Dank liebe Margit, dass Du uns mit deiner Beharrlichkeit den Weg nach Umunohu hast einschlagen lassen! Am 26. Juli 2023 traf sich unsere kleine Reisegruppe von 8 Personen am frühen Morgen amFlughafen Wien. Einige Teilnehmer/innen lernten wir erst hier kennen, doch wir fühlten uns in dieser Reisegruppe von Anfang an sehr wohl. Das Gruppenklima war sehr harmonisch, wir konnten uns gut ergänzen und unterstützen.
Emeka kam mit sehr viel Übergepäck, mit welchem wir viele Geschenke, aber auch medizinische Hilfsmittel etc. nach Umunohu transportieren wollten. Emeka hatte die Reise super vorbereitet und
bald starteten wir in Richtung Frankfurt, von wo wir an Bord einer größeren Lufthansa-Maschineunsere Reise nach Abuja und weiter nach Port Harcourt PHC fortsetzen konnten.
Beim Erledigen der Einreiseformalitäten am Flughaben in PHC hatten wir dann den ersten Kontakt mit Menschen in Nigeria, mit dem Flughafenpersonal mussten wir viel verhandeln und argumentieren, wir wurden jedoch stets sehr freundlich und zuvorkommend in Richtung Ausgang weitergereicht. Es war schon dunkel, als wir von unserem Securitypersonal mit einigen Fahrzeugen abgeholt und zu einem Hotel in PHC transportiert wurden.
Beim Schreiben an diesem Reisebericht fängt Evi plötzlich an zu lachen. In einem ORF-Bericht liest sie: „Landesweiter Stromausfall in Nigeria, der 1. in diesem Jahr, nachdem das Netz im Jahr 2022 insgesamt 8 Mal zusammengebrochen war“. Schon auf der Fahrt vom Flughaben zum Hotel, in dem wir die 1. Nacht verbracht haben, bekamen wir einen Eindruck von der unzulänglichen öffentlichen Stromversorgung. Doch die Menschen sind sehr einfallsreich und wissen sich zu helfen, das öffentliche Leben funktioniert auch im Finstern, Stromaggregate erzeugen den unbedingt notwendigen Strom. Auch in unserer Unterkunft in Umunohu sicherte ein Stromaggregat am Morgen und späten Abend eine minimale Stromgrundversorgung, welche für uns völlig ausreichend war. Beim Eintreffen im Hof der Familie Emeakaroha wurden wir schon erwartet und mit Tänzen und Gesängen begrüßt. Von Beginn an waren wir von der Freundlichkeit, der Herzlichkeit und der Offenheit der hier beheimateten Menschen überwältigt. Völlig unvoreingenommen und mit einem beneidenswerten Strahlen in den Augen wurden wir vom Familienoberhaupt, Chief Dr. Eugene Emeakaroha, seiner Frau Lady Juliana und ihrer Familie willkommen geheißen. Wir lernten auch einige Geschwister von Emeka kennen, mit zwei Brüdern konnten wir uns sogar in deutscher Sprache unterhalten!
Auch zahlreiche junge Mädchen und Burschen haben sich um uns bemüht und dafür gesorgt, dass das Leben im Hof und die folgenden Tagesausflüge bzw. Besuche für uns zu einem unvergesslichen
Erlebnis werden konnten. Auch eine Köchin wurde engagiert, die eigens für uns nicht ganz so scharfe Speisen zubereitet hat, als sie sonst in Nigeria üblich sind.Wir werden unsern Besuch in der Emeakaroha Foundation School und die strahlenden Kinder in ihren Schuluniformen sicher lange in Erinnerung behalten. Schon bei der Ankunft wurden wir vor allem von den jüngeren Kindern umringt, viele wollten die weißen Männer und Frauen an der Hand halten und mit ihnen sprechen. Wir freuten uns sehr über die beeindruckenden Darbietungen der Schulklassen anlässlich ihrer Graduation, und die Kinder wurden dabei für die erfolgreiche Absolvierung einer Schulstufe belohnt. Die Geschenke waren bunte Plastikkübel!! Überaus interessant und lehrreich für uns war auch der Besuch einer Farm, welche von einer Schwester Emekas betrieben wird. Wir durften dort die Produktion von Cassava-Mehl und von Palmöl kennenlernen, wobei die Ernte der Palmölfrüchte besonders beeindruckend war. Wir sahen, wie die Cassava-Wurzelknollen von vielen Dorfbewohner/innen mit dem Messer geschält, zerkleinert und gemahlen wurden. Über einer Feuerstelle wurde das Mehl dann getrocknet und leicht angeröstet, und später zum Verkauf abgepackt. Jeder Helfer/jede Helferin wird für die geleistete Arbeit anteilig entlohnt, und so ist den Farmbetreibern und den Dorfbewohner/innen gleichermaßen geholfen.
Wir besuchten auch die Mädchen und Burschen in Emeka´s Fussball-Akademie, wo wir vom Trainer und dem Mannschaftskapitän mit einer beeindruckenden Ansprache begrüßt wurden. Zeitgleich mit unserem Besuch in Umunohu wurden auch die Damenfussball-Weltmeisterschaften in Australien und Neuseeland, mit Beteiligung des Teams von Nigeria, abgehalten. Dabei äußerte Emeka oftmals den großen Wunsch, dass in Zukunft einmal ein Spieler seiner Akademie im Nationalteam vertreten sein könnte. Die Damen unserer Reisegruppe gaben dazu Emeka den Rat, er solle sich diesbezüglich lieber auf die Mädchen konzentrieren, mit ihnen würde er dieses Ziel vielleicht schneller erreichen!Wir hatten auch eine Auswahl an Fussballschuhen und –dressen eines Sponsors mit im Gepäck, die jungen Fussballer/innen freuten sich sehr darüber. Fehlen würde auch noch ein Rasenmäher, vielleicht fühlt sich beim Lesen dieses Berichts jemand angesprochen und kann als Sponsor für einen dringend benötigten Rasenmäher gewonnen werden!
Beim Besuch des National War Museum in Umuahia erfuhren alles über den Biafra-Nigerian-CivilWar, und wir sahen einige gut erhaltene Kriegsgeräte. In diesem Bürgerkrieg in den Jahren 1967 bis 1970 kämpfte der in der Biafra-Provinz beheimatete christliche Volksstamm der Igbo´s um seine Unabhängigkeit, es mussten dabei an die 2 Millionen Opfer beklagt werden, darunter sehr viele verhungerte Kinder! Obwohl der Krieg für die Igbo´s verloren ging, ist man jedoch heute noch stolz auf die damals erbrachten Leistungen und auf den heroischen Kampf der Stammeskrieger. Ein Projekt jeder Reisegruppe, so auch für die unsere, war die bekannte Geschenkestraße. Es war eine große Herausforderung und wir hatten den Anspruch, möglichst alle Kinder gleich und fair zu beschenken. Nachher hatten wir großen Zweifel, ob uns das gelungen war, aber Emeka war zufrieden und meinte: “Ich glaube, dieses Mal hatten wir 100 %!“
„Our heart was full of Joy“ beim Besuch der Sonntagsmesse, wofür die Familie Emeakaroha auch uns mit Stoffen beschenkt hatte. In kürzester Zeit wurden daraus für uns Gewänder geschneidert und wir durften damit die Familie zum Sonntagsgottesdienst begleiten, was ein ganz besonderes Erlebnis für uns werden sollte. Leider ist diese Art des Feierns in der „Gemeinschaft der Gläubigen“ bei uns in
Österreich nicht üblich oder vielfach verloren gegangen, denn so könnte vielen geholfen werden, die Mühen des Alltages besser zu bewältigen, davon sind wir überzeugt. Am Sonntagnachmittag waren wir dann zum Hauseinweihungsfest bei Emekas Schwester Udoci und ihrem Mann Austin eingeladen. Nach dem Mittagessen wurden die Gastgeber von einer Frauentanzgruppe besucht, und wieder staunten wir über die strahlenden Gesichter und die wunderschönen Gewänder der Frauen. Wir tanzten auch hier durch die Reihen der Frauen und bedankten uns mit ein paar „Scheinen“ für die Darbietungen, wir hatten dabei viel Spaß und verbrachten einige fröhliche Stunden.
Im Zuge einer Fußwanderung durch den Busch wurden wir von einem alten Medizinmann empfangen. Er legte auf die traditionelle Begrüßungszeremonie mit dem Präsentieren der Kolanuss größten Wert und er zeigte uns eine Auswahl seiner alternativen, althergebrachten Naturheilmethoden. Es sprach die Hoffnung aus, dass sein Sohn aus dem Ausland nach Umunohu zurückkehrt, um nach ihm das wichtige Amt eines Medizinmannes weiterzuführen.Das Gegenstück zur Naturmedizin sahen wir dann beim Besuch des „Madonna Austrian Hospital Ihitte“. Auch hier wurden wir schon erwartet und von Tänzerinnen und dem Krankenhauspersonal überaus herzlich begrüßt und empfangen. Im Zug einer Führung durch das Spital wurde uns bewusst, wie schwierig es sein muss, hier einen Krankenhausbetrieb aufrecht zu erhalten. Aber mit großer Hilfe der „Austrian Friends“ und vielen engagierten jungen Mitarbeiter/innen sahen wir sehr professionell geführte Abteilungen, besonders die Augen- und Geburtenambulanzen werden mit großem Einsatz sehr erfolgreich betrieben. Ordensschwestern erheben den sozialen Status eines Patienten und legen damit eine finanzielle Beteiligung an den Behandlungskosten fest. Junge Frauen werden motiviert, zur Geburt ihrer Kinder ins Spital zu kommen und auf die Hausgeburt zu verzichten, Geburtsvorbereitungskurse werden angeboten. Auf der Geburtenstation durften wir auch noch einem neugeborenen Baby und seiner Mutter einen kurzen Besuch abstatten und unsere Geschenke überbringen.
Viele weitere Besuche und Begegnungen in und um Umunohu, schöne Abende mit interessanten Gesprächen, mit Palmwein- und Kokosnussverkostung, mit Tanz-, Koch- und Igbo-Sprachkurs haben
dafür gesorgt, dass unsere Zeit in Nigeria wie im Flug vergangen ist. Emeka ist Founder der Rev. Fr. Dr. Emeka Emeakaroha Foundation, und diese Stiftung mit all ihren Teilbereichen und Projekten hat das Ziel, allen Menschen in ihrem Einzugsbereich Hilfestellungen zu geben. Medizinische Versorgung, Bildung, Versorgung mit Trinkwasser (Tiefbrunnen) und viele spezielle Projekte verbessern augenscheinlich die Lebensqualität der hier lebenden Menschen! Auch wir möchten allen interessierten Leser/innen die Unterstützung der Emeakaroha Foudation ans Herz legen und versichern, dass jede erwiesene Hilfe auch direkt in Umunohu ankommt, alle Projekte werden perfekt betreut und verwaltet. Empfehlen möchten wir auch eine Kinderpatenschaft, welche einem Kind den ganzjährigen Besuch der EFS Emeka Foundation School ermöglicht. In der Zwischenzeit haben auch wir die Unterlagen für unser Patenmädchen erhalten und freuen uns, sie in den kommenden Jahren unterstützen zu dürfen.
Am Nachmittag des 3. August 2023 wurden wir von einigen Betreuer/innen und Begleitern der Security am Flughafen von PHC als Freunde verabschiedet, wir werden auch sie nie vergessen!
Lieber Emeka!
Vielen herzlichen Dank, dass wir Deine Heimat kennenlernen durften, und wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg bei Deinen Projekten für Umunohu!