Reisebericht Andrea Priesner
Umunohu, das Dorf mit 5000 Einwohnern im ehemaligen Biafra Gebiet im Südosten Nigerias, liegt mir schon lange sehr am Herzen. Es ist die Heimat meines langjährigen, guten Freundes Pfarrer Emeka Emeakaroha, welchen ich in den letzten Jahren schon mehrmals in seinen Heimatort begleitet habe. Dabei konnte ich Land, Menschen und Kultur kennen- und lieben lernen, sowie zahlreiche Freundschaften knüpfen.
Jedes Jahr im Jänner/Februar findet jedoch eine ganz besondere Reise nach Umunohu statt, denn hier reisen Techniker, Optiker, Optikerinnen, Krankenschwestern, Hebammen, Ärztinnen und Ärzte in das im Jahr 2013 eröffnete und durch österreichische Spendengelder errichtete Spital, um dort zu arbeiten. Sie alle stellen ihre Fähigkeiten der Bevölkerung von Umunohu und Umgebung kostenlos zur Verfügung. Es ist wundervoll, wie diese Menschen ihre freie Zeit, ihre Talente in den Dienst der Menschheit stellen und in diesen 3 Wochen tausende von Menschen vor Ort mit Brillen versorgen, behandeln und operieren.
Heuer, im Jänner 2020, kehrte auch ich nach vielen Jahren endlich wieder zurück und das mit einem ganz speziellen Projekt im Gepäck.
Ich wollte etwas ganz Besonderes in das Spital bringen. Etwas, was mich die letzten Jahre in meiner eigenen Berufslaufbahn begleitet hatte und sich als äußerst wirkungsvoll gezeigt hatte: ätherische Öle.
Durch mein Psychologie Studium und vor allem aufgrund meines klinischen Praktikums in einem Pflegeheim wurde ich auf die besondere Wirkweise von Pflanzen Essenzen aufmerksam: auf ätherische Öle.
Zu meiner allergrößten Verwunderung wirkten diese Essenzen nicht nur psychisch auf die Patienten, sondern auch körperlich. Beide Bereiche wurden gleichermaßen durch die ätherischen Öle beeinflusst und es gab schier unendliche Wege, sie anzuwenden. Dabei erzielten sie Wirkungen, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Begeistert von den großartigen Ergebnissen, bildete ich mich in diesem Bereich weiter. Absolvierte zahlreiche Weiterbildungen, zuletzt eine medizinische Aromatherapie Ausbildung. So entstand langsam auch meine Idee: diese wundervollen, natürlichen Pflanzenessenzen und das nigerianische Spital meines Freundes zusammen zu bringen. Die Idee, die komplementär medizinische Form der Phytotherapie nach Afrika zu bringen, war geboren. Gedacht, gesagt, getan. Nachdem ich im Dezember 2018 Pfarrer Emeka von meiner Leidenschaft erzählt, ihm die möglichen Einsatzgebiete erklärt hatte, war auch er sofort begeistert, diese natürliche Form der medizinischen Unterstützung in seinem Madonna-Austrian Hospital in Umunohu einzuführen. Das war für mich der Startschuss, um ein vollkommen neuartiges Projekt ins Leben zu rufen und auf die Beine zu stellen.
Da es sich bei den ätherischen Ölen, welche ich für das Spital geplant hatte, um reinste, strengstens geprüfte, therapeutisch wirksame Öle handelte, begann ein Jahr der intensiven Vorbereitung. Die Idee nahm immer konkretere Formen an und schließlich bewarb ich mich bei der Hersteller Firma der Öle meines Vertrauens, um ein sogenanntes „Healing Hands Projekt“. Die gleichnamige Stiftung fördert Projekte, vor allem in Dritte Welt Länder und ermöglicht so zahlreiche, wertvolle Hilfsprojekte auf der ganzen Welt. Sehr viel Hoffnung hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht, dort angenommen zu werden. Aber tatsächlich dauerte es nicht sehr lange, bis ich wirklich eine Zusage für das Projekt erhielt. Auch bei der „Healing Hands Stiftung“ waren sie von der Idee angetan.
Überwältigt und überglücklich hatte ich nun natürlich ganz andere Möglichkeiten. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, dass es das erste Healing Hands Projekt sein sollte, welches aus Österreich durchgeführt wurde. So erlangte es in kürzester Zeit größtmögliche Bekanntheit und ich konnte nach einem Jahr Vorbereitung therapeutische, absolut reine ätherische Öle im Wert von 23.000€ nach Nigeria bringen. Es war überwältigend, wie viele Menschen meine Idee unterstützten und unglaublich großzügig spendeten. Es entstand eine übergreifende, Menschen verbindende Vision, an der sich Unzählige beteiligten und so dieses große Projekt in dieser Form erst möglich machte. „Verpackt“ in 5 großen Reisekoffern brachte ich insgesamt 110 kg an ätherischen Ölen ins Spital, wo ich schon von einem Arzt, einer Krankenschwester und 2 Pharmazeutinnen erwartet wurde.
Mit im Gepäck: zahlreiche Schulungsunterlagen, Fachliteratur und mein Wissen, welches ich in den kommenden 10 Tagen mit den höchst interessierten und lernwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern teilte. Noch nie habe ich Menschen diese schwer chemielastige Materie so schnell aufnehmen und verstehen gesehen. Sie lernten im Rekordtempo. Alle Wirkstoffe, Profile der Öle und wie man sie am besten einsetzt. Sowohl psychisch als auch körperlich. Sie lernten über Rezeptoren, Neurotransmitter und wie die Öle diese beeinflussen. Die Begeisterung in ihren Gesichtern werde ich nie vergessen.
Sehr schnell sprach sich die Ankunft der ätherischen Öle in Umunohu herum und schon bald hatten wir zahlreiche Menschen, die sich Öle zur Unterstützung ihrer Gesundheit abholten. Wenige Tage später erhielten wir auch schon die ersten Erfolgsberichte und Rückmeldungen, was mich unglaublich gefreut hat. Ein weiteres Erfolgserlebnis für mich persönlich war, dass sich Dr.Riggs, der in den USA mehrere Kliniken mit aromatherapeutischem Ansatz leitet, auf meine Bitte hin Zeit nahm, um mit uns via Internet Telefonie zu sprechen. So konnten wir direkt aus dem nigerianischen Dschungel mit einem sehr erfahrenen Aromatherapeuten und Leiter von mehreren Kliniken in den USA reden. Er stellte sich und sein Team auch sofort zur Verfügung, klinische Fragen aus Nigeria direkt zu beantworten. Was für ein Erfolg für das Projekt. Nur zwei Tage später folgte das nächste Erfolgserlebnis. Im Rahmen einer Audienz konnten wir den Gouverneur von Imo State persönlich über das Spital und die laufenden Projekte informieren. Sehr interessiert hat er sofort die ätherischen Öle ausprobiert und ein paar Proben mitgenommen. So bekam das Spital, aber auch das Projekt Aufmerksamkeit auf höchster Ebene, was mich natürlich besonders ehrt.
Ich bin davon überzeugt und konnte es auch in meiner Zeit vor Ort sehen, dass der phytotherapeutische Ansatz mit den ätherischen Ölen in Nigeria sehr wirkungsvoll ist und sicher auch in Zukunft noch viel Wunderbares bewirken wird. Hand in Hand mit der Schulmedizin ist dieser neue Ansatz mehr als revolutionär und das Spital in Umunohu ist somit eins der ersten außerhalb Amerikas, welches diesen Weg in dieser Form beschreitet und man darf auf ihre weiteren Erfolge gespannt sein. Selbstverständlich werde ich das Projekt, die Menschen vor Ort weiter begleiten und die benötigten ätherischen Öle über Folgeprojekte weiter zur Verfügung stellen. Es war eine wahre Freude für mich, in das Dorf zurück zu kehren. Die Fortschritte zu sehen, vor allem aber alle bekannten Gesichter zu treffen und dieses besondere Lebensgefühl wieder zu spüren.