Besuch bei Freunden

 

"Besuch bei Freunden"

Unsere Reise nach Nigeria, in die Heimat von Dr. Emeka Emeakaroha

Bericht von Diakon Leopold Weiß

 

Besondere Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Mit Spannung und freudiger Erwartung fieberten wir dem Tag des Reiseantrittes in das Ibo-Land, dem Dorf Umunohu in Nigeria entgegen. Emeka, der jährlich eine Gruppe in seine Heimat einlädt, hat uns dieses Mal mitgenommen, (17 Personen) - welch ein Glück!!

 

Mit etwas gemischten Gefühlen verfolgten wir im Vorfeld die Berichte der Medien. (Boko Harum, Ebola, Terroranschläge) Endlich war es soweit. Wir tauchten ein in eine vollkommen andere Welt, eine andere Kultur, eine Welt mit Menschen anderer Lebensgewohnheiten. Was uns gleich einmal auffiel, ein äußerst interessanter Zeitbegriff. Uhren werden hier nur als Schmuck verstanden. Ja, und dann die Straßen! Verlässt man den rettenden Asphalt, merkt man sofort, jetzt hat dich Afrika! 

Unsere Ankunft im Dorf war sehr turbulent. Böllerschüße, tanzende Frauen, Umarmungen - ein erster Eindruck afrikanischer Herzlichkeit. Würdevoll aber locker gestaltete sich der abendliche, offizielle Empfang durch den Chief des Dorfes (Häuptling) und seiner Frau (Eltern von Emeka). Wir erhielten als Gastgeschenk pro Person einen Ballen afrikanischen Stoff, von dem innerhalb von 2 Tagen jeder der Gruppe ein tolles einheimisches Gewand geschneidert bekam. Da soll noch jemand etwas über afrikanisches Tempo sagen. 

 

Zu unseren ständigen Begleitern gehörten Kinder. Unsere helle Haut, die glatten lange Haare der Mädchen, die blauen Augen, faszinierten sie. Viele Freundschaften wurden geschlossen. Emeka hat in seinem Dorf viele bemerkenswerte Initiativen gesetzt, die die oft schwierigen Lebenssituationen der Menschen erheblich erleichtern. Herzstück ist das Austrian Madonna Hospital, das den Menschen eine gewisse medizinische Grundversorgung gewährleistet. Kleines Detail am Rande: In diesem Spital hat Emeka für Geburten die Ausstellung von Geburtsurkunden eingeführt, welche es bis dahin nicht gab - ob er das darf? Nicht lange fragen!  Durch eine 150m Tiefenbohrung müssen Frauen und Kinder das Wasser nicht mehr 3-5km von einem Fluss holen - ein wahrer Segen! Dadurch hat sich auch die Gesundheit der Menschen deutlich verbessert. 

Eine besonders menschliche Dimension wird beim Projekt Kinderpatenschaft spürbar. Es war uns möglich, mit einigen dieser Kinder zusammen zu treffen - ein sehr berührendes Erlebnis. Durch die "Emeka Fundation" werden zahlreiche weitere Projekte ermöglicht und viele Familien oder Einzelpersonen in schwierigen Situationen unterstützt. Christentum hautnah!

Unvergesslich wird uns auch der Besuch des riesigen Wochenmarktes bleiben - Afrika pur! Buntes Treiben auf engstem Raum, freundliche Menschen, wackelige Verkaufsbuden, rätselhafte Produkte, fremde Gerüche - man muss es erlebt haben!!

Besonders gespannt waren wir auf den Sonntagsgottesdienst, der hierorts angeblich 3-4 Stunden dauert - er hat! Ich durfte als Diakon mitfeiern. Insbesonders die schwungvollen rhythmischen Lieder hatten es uns angetan. Mit Emeka gemeinsam durfte ich 2 Kinder taufen (Eyinna und Udochi), was für mich persönlich zu den emotionellsten Momenten der Reise gezählt hat. 

 

Eine oft gestellte Frage: "Was gab's zu essen?" Hauptsächlich Obst und Gemüse wie Süßkartoffel, Papayas, Avocados, Yams, Reis, Kochbananen - wenig Fleisch und wann, dann Huhn oder Fisch. Für uns anders aber schmackhaft. Die schwarze Küche und die urbane Anrichte im Hof waren für uns eine permanente Attraktion. 

 

Zur Person von Emeka möchte ich noch anmerken, dass ich Achtung empfinde wenn ich bedenke, dass jemand aus einem völlig anderem Kulturkreis kommend, sich erst in einem ihm fremden Land zurecht finden muss, die neue Sprache erlernt, das Philosophiestudium mit dem Doktorat beendet und dann für seine Heimat ein derart umfangreiches Hilfsprogramm startet.

 

Nigeria - ein Land das nicht zu den ersten Adressen in Urlaubskatalogen zählt. Die Menschen in diesem Land, denen wir begegnen durften, werden uns aber immer in besonderer Erinnerung bleiben.

 

Afrika, wir sehen uns wieder!

 

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