In Zeiten wie diesen nach Nigeria zu fahren - viele Bekannte rieten mir davon ab. Leider beeinflussen uns die Medien so stark, dass dieses Land oft nur mit Negativem wie z.B. Boko Haram in Verbindung gebracht wird.
Der Wunsch mein Patenkind zu sehen war jedoch so groß und daher konnte mich nichts von meinem Entschluss abbringen, trotzdem nach Nigeria zu reisen. Gott sei Dank - sonst hätte ich nämlich sehr viel versäumt!
Frühmorgens, am 28. Juli 2014, trafen wir uns in Obergrafendorf um gemeinsam zum Flughafen nach Wien Schwechat zu fahren. Wir, damit meine ich insgesamt 17 Reiseteilnehmer und natürlich unseren Guide Emeka. Die erste Hürde, nämlich das Einchecken des gesamten Gepäcks (mehr als 40 Gepäckstücke), gelang uns ohne Komplikationen und somit waren wir alle gespannt, was uns vor Ort in Nigeria erwarten würde. Der Flug führte uns von Wien über Frankfurt nach Lagos und dann weiter nach Port Harcourt. Dort angekommen übernachteten wir in einem Hotel, um am nächsten Morgen bei Tageslicht die Fahrt ins Dorf Umunohu, Emekas Heimatdorf, fortzusetzen.
Nachdem die Straßenverhältnisse doch etwas anders waren als in Österreich, hatten wir es ziemlich lustig im Kleinbus, vor allem die unvorhersehbaren Schlaglöcher! Im Dorf angekommen, wurden wir schon mit Gesang von den Dorffrauen empfangen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich mich richtig entschieden hatte mitzureisen. Die Herzlichkeit in den Gesichtern berührte mich sehr! Aber auch viele neugierige Kinderaugen beobachteten uns, da es dort keinen Tourismus gibt, sind weiße Menschen ja sonst nie zu sehen.
Am Abend wurden wir von Emekas Eltern offiziell begrüßt und als Freunde willkommen geheißen. Alle Reiseteilnehmer wohnten im Haus von Emekas Eltern. Wir fühlten uns wirklich sehr wohl.
In den kommenden Tagen hatten wir wirklich ein tolles Programm: Wir gingen auf den Markt und erfuhren viel über heimisches Gemüse und Obst. Wir machten einen Rundgang durchs Dorf und lernten traditionelle Bräuche kennen, hatten eine Führung an der Technischen Universität in Owerri, wo wir auch den Bischof besuchten.
Zwischendurch durfte aber auch das Optische nicht zu kurz kommen. Schneiderinnen und Friseurinnen kamen zu uns ins Haus und wir bekamen afrikanische Gewänder genäht und die Haare auf „African-style“ geflochten. Wir hatten dabei viel Spass mit den Einheimischen!
Etwas nachdenklich wurde ich beim Besuch des Steinbruchs, denn die Arbeitsbedingungen dort wären für uns unvorstellbar. Mit sehr einfachem, primitivem Werkzeug zerkleinerten dort Männer, manchmal auch Frauen, große Steinbrocken um diese dann an Firmen zu verkaufen. Dort wurde mir wirklich bewusst, dass wir in Österreich in einem Schlaraffenland leben, wir haben vergleichsweise tolle Arbeitsbedingungen und können uns immer aus einem vollen Kühlschrank mit Essen und Trinken bedienen – ohne dass wir darüber nachdenken müssen.
Wir wurden wirklich bestens mit Essen und Getränken von Emekas Familie versorgt und es schmeckte hervorragend! Ich war sehr positiv überrascht, denn damit hatte ich nicht gerechnet, dass vorwiegend vegetarische Kost so gut schmecken konnte. Die ganze Gruppe, so glaube ich, war nicht auf so leckeres Essen eingestellt. Eines ist mir aber auch bewusst, die normale Dorfbevölkerung wird sich sicher nicht so abwechslungsreich versorgen können.
Nun aber zu meinen persönlichen Höhepunkten dieser Reise:
Besuch des Madonna Austrian Hospitals: Für mich ist es eine außergewöhnliche Leistung, die Emeka mit der Errichtung dieses Spitals da vor Ort vollbracht hat, gerade dann wenn man die Bedingungen vor Ort einmal gesehen hat. Dieses Krankenhaus ist sehr wichtig für die Einwohner. Es konnte schon vielen Menschen geholfen werden!
Geschenkestraße:
Ca. 1200 Kinder stellten sich an um kleine Geschenke zu bekommen, die wir im Vorfeld zuhause in Österreich gesammelt hatten (ein großer Dank an alle, die uns mit Kugelschreibern, T-Shirts, Kappen, Sonnenbrillen, Luftballons, usw. unterstützt haben). Sie freuten sich über Kleinigkeiten, vor allem aber die T-Shirts und Kappen brachten viele Kinderaugen zum Leuchten. Trotz der vielen Kinder, gelang es uns wirklich jedes Kind zu beschenken. Am Ende waren wir zwar etwas erschöpft, aber glücklich!
Treffen mit meinem Patenkind und den Schulpatenkindern: Seit ca. 3 Jahren habe ich ein eigenes Patenkind namens Fevour. Auch die Schule, an der ich arbeite, hat insgesamt 6 Schulpatenschaften übernommen. Ich konnte wirklich alle Patenkinder persönlich treffen und die Geschenke an sie überreichen. Vor allem meine Fevour persönlich zu sehen, bedeutete mir sehr viel! Der Moment, in dem dann Fevours Papa mir voller Dankbarkeit für die Unterstützung um den Hals fiel, war überwältigend und kann ich nicht in Worte fassen. Er zeigte mir einen Brief, welchen ich das Jahr zuvor geschrieben und geschickt hatte. Es flossen plötzlich Freudentränen – es kommt also wirklich alles direkt bei den Menschen dort an!
Die persönlichen Eindrücke und Erfahrungen dieser außergewöhnlichen Reise sitzen tief in meinem Herzen.
Ich bin mir sicher, dass es nicht mein letzter Besuch in Umunohu gewesen ist. Obwohl ich jetzt nicht gleich fürs nächste Jahr plane mitzufahren, weiß ich, dass es mich ganz bestimmt wieder nach Nigeria ziehen wird: Dort, wo Menschen sehr einfach leben müssen, dort wo Menschen ganz andere Sorgen haben als wir, dort wo Menschen es aber schaffen, ohne Stress und Hektik zufrieden zu leben. Die Herzlichkeit anderen Menschen gegenüber und das tolle Rhythmusgefühl bei musikalischen Festivitäten (z.B: singende und tanzende Krankenschwestern) vermisse ich schon jetzt!
Lieber Emeka, DANKE für die tolle Organisation der Nigeriareise 2014! Ich bin dankbar für die vielen Eindrücke, die ich erfahren durfte und hoffe, dass zukünftig noch viele andere interessierte Menschen an dieser Reise teilnehmen.
Weiterhin viel Kraft und Energie für dein Engagement wünscht dir
Michaela Kräftner