Am 24. Juli 2018 begann unsere aufregende Reise nach Nigeria. Unsere Reisegruppe bestand heuer aus 20 Personen. Ich fühlte mich von Anfang an sehr wohl in unserer Gruppe. Für mich war es bereits die vierte Kulturreise in dieses Land. Ein Wiedersehen mit der Familie Emeakaroha und mit meinen drei Patenkindern konnte ich kaum noch erwarten.
Wir landeten gut in Port Harcourt und übernachteten auch dort. Erst am nächsten Tag reisten wir mit Bussen weiter nach Umunohu (Heimatdorf von Emeka), wo wir herzlichst mit Gesängen und Tänzen begrüßt wurden. Wie bei jeder Reise fühlte ich mich sofort wie zuhause, denn die Menschen dort sind außerordentlich freundlich und offen.
Nach der Zimmerzuteilung im neuen Haus von Kelechi Emeakaroha (Bruder von Emeka) fand am Abend ein Willkommensempfang mit den Eltern von Emeka statt. Unsere Reisegruppe lernte sofort das erste wichtige Igbo-Wort: „Ogologondo!“ (Prost!)
Emeka machte viele Ausflüge mit uns, um die Kultur und die Geschichte seines Heimatlandes besser zu verstehen. Zu den Höhepunkten dieser Reise zählten der Besuch des Bischofs, das Mitfeiern einer Sonntagsmesse, Einkäufe am Wochenmarkt, der Besuch des Biafra-War-Museums, der Besuch beim Polizeipräsidenten, der Empfang beim Landeshauptmann in Owerri, uvm.
Emeka konnte bereits mit großer Unterstützung aus Österreich in seiner Heimat ein Krankenhaus errichten. Das „Madonna Austrian Hospital Ihitte“ wurde im Februar 2013 eröffnet. Die Stromversorgung erfolgte bisher mit einem Dieselaggregat. Um eine umweltfreundliche und nachhaltige Stromversorgung zu ermöglichen, ist der Bau einer Photovoltaikanlage für dieses Krankenhaus als österreichisches Projekt geplant. Die Besichtigung des Spitals war sehr beeindruckend, denn wir sahen, wie professionell und gut organisiert die dringend notwendige medizinische Versorgung dort gewährleistet wird.
Das Schulprojekt von Emeka, die sogenannte „Emeakaroha Foundation School“, liegt mir ganz besonders am Herzen, da ich selbst auch Lehrerin bin. Die Bedingungen an den staatlichen Schulen Nigerias sind sehr schlecht: baufällige Gebäude, kaum Unterrichts-materialien und überfüllte Klassen.
Hauptsächlich in den ländlichen Gebieten haben die Kinder oft keinen Zugang zu Bildungseinrichtungen. Den Eltern fehlt das Geld für die Schule, für die Schuluniform, für Bücher oder Lebensmittel. Viele Kinder müssen schon sehr früh arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen.
Die Bildung der Bevölkerung ist von immenser Bedeutung. Sie hilft den Menschen Unabhängigkeit zu erlangen, und sie ist der Schlüssel im Kampf gegen Armut und Arbeitslosigkeit. Nur durch eine gute und umfassende Bildung kann sich Nigeria weiterentwickeln.
Im Jänner/Februar 2016 erfolgte die Grundsteinlegung für den Bau des neuen Schulgebäudes, welches mit Spendengeldern finanziert wird. Im August 2016 konnte ich selbst die Errichtung und Fertigstellung des Fundaments sehen. Nach einer erfolgreichen Spendenaktion für das Dach der Schule wurde im Jänner 2018 der Auftrag dafür vergeben. Der weitere Ausbau erfolgte stufenweise.
Heuer konnte ich mich von den Baufortschritten persönlich überzeugen. Beim Rundgang durch die Schule war es unglaublich und überwältigend zu sehen wie fleißig an dem Schulgebäude in den vergangenen zwei Jahren gearbeitet worden ist. Ab September 2018 dürfen zunächst ca. 300 Schulkinder diese neue Schule besuchen. Wenn der gesamte Schulbau abgeschlossen ist, können ungefähr 1000 Schüler/-innen aufgenommen werden.
Die Kinderpatenschaften sowie der Bau der „Emeakaroha Foundation School“ sind außerordentlich wichtig für die Weiterentwicklung der Menschen in dieser Region. Mit dem Betrag von € 100,- pro Jahr ist es möglich, die Patenschaft für ein Kind zu übernehmen, welches dadurch die Möglichkeit zum Schulbesuch erhält. Ich selbst habe drei Patenschaften übernommen. Einmal pro Jahr erhalte ich Fotos sowie aktuelle Unterlagen (Zeugnisse, Briefe, Zeichnungen) aus Nigeria. Die Auszahlung des Schulgeldes erfolgt durch Emeka direkt an die Familie des Patenkindes.
Das Wiedersehen mit meinen Patenkindern war für mich persönlich immer der Höhepunkt jeder Reise. Endlich konnte ich sie umarmen, ihnen meine Geschenke überreichen, ihre strahlenden Augen sehen sowie mich mit ihnen unterhalten und mit ihnen singen, tanzen und spielen. Sie erzählten mir auch von ihren Fortschritten in der Schule.
Für die Fertigstellung des Schulprojektes, für das Krankenhaus „Madonna Austrian Hospital Ihitte“ sowie für die demnächst geplante Errichtung einer Photovoltaikanlage werden weiterhin Spendengelder benötigt. Ich bitte alle, die diesen Reisebericht lesen, die erfolgreichen und dringend notwendigen Hilfsprojekte von Emeka finanziell zu unterstützen bzw. andere Menschen dafür zu begeistern.
Am 3. August 2018 begann die Rückreise nach Österreich. Es war wieder ein sehr tränenreicher Abschied von den Menschen in Umunohu. Vielen herzlichen Dank, lieber Emeka, für die perfekte Organisation sowie für die vielen schönen Erlebnisse und unvergesslichen Begegnungen während der Reise.
Gabriele Dorr, BEd, MEd